Bereits 2002 schrieb Andrea Schön für die Zeitschrift offen-siv einen interessanten Artikel, in dem sie die allseits bekannten „Zahlen der Opfer des Stalinismus“ ala Conquest und Solschenizyn mit Ergebnissen von Historikern vergleicht, die in den 1990er Jahren in den Archiven der ehemaligen Sowjetunion forschten.
Nach Vernachlässigung des ideologischen Phrasengeflechts um den Stalinismus-Begriff bleibt als Kern: die Anzahl der Opfer. Im folgenden möchte ich mich mit dem hierzu vorliegenden Datenmaterial beschäftigen, wie es insbesondere von Mario Sousa, Parteimitglied der schwedischen KPML(r), in seinem Artikel „Lies concerning the history of the Soviet Union“ (Lügen in Bezug auf die Geschichte der Sowjetunion) zusammengetragen wurde.
Nach Öffnung der Archive des Zentralkomitees der KPdSU erschienen im Jahre 1990 einige wissenschaftliche Arbeiten zu diesem Thema, die in der Weltöffentlichkeit kaum Beachtung fanden – anders als etwa das berüchtigte „Schwarzbuch des Kommunismus“ (Stephane Courtois et al., Frankreich 1997), das die „Stalin-Opfer“ auf bis zu 20 Millionen hochrechnet (pikanterweise entspricht diese Zahl den russischen Kriegsopfern im Zweiten Weltkrieg) oder ähnlich illustre Literatur, die nach dem „Wer bietet mehr?“-Paradigma operiert.
Aus dem Artikel
Andrea Schön verweist u.a. auf den sogenannten „Holodomor“, auf die Anzahl der Inhaftierten in Gulags usw. und auch auf die „große Säuberung“ in der Sowjetunion der 30er Jahre. Aber sie nennt auch die Quellen bzw. Urheber der Zahlen, zeigt Methoden der Fälschung und stellt dem Konglomerat an „wissenschaftlichen Zahlen“ die Archive gegenüber.
Ich habe den gesamten Artikel als PDF im Dowloadbereich zur Verfügung gestellt.