Das Generalthema und die Epochenüberschrift, richtig, heisst: Opportunismus. Gorbatschow, richtig, ist ein anderer Breshnew; Breshnew bereits hat auf die Fähigkeit des Sozialismus, produktiv (und produktiver als der Imperialismus) zu sein, verzichtet; was Gorbatschow über Breshnew hinaus nur noch preisgegeben hat, ist die Macht, ohne zu produzieren fortzudauern. Opportunistisch, richtig, ist jede Abweichung vom Stalinismus und von Ulbrichts aufgeklärtem Stalinismus, sei es die Abweichung nach rechts oder nach links oder nach rechts und links zugleich.
Der sogenannte Dogmatismus war kein linker Opportunismus, sondern einfach historisch nötig. Linker Opportunismus, das sind der Maoismus und Honeckers Euromaoismus: Gleichmacherei also und Wissenschafts- und Kulturfeindlichkeit im Namen des Apparats und des rückständigsten Teile der Arbeiterklasse. Denn das sind die Hauptformen des Verzichts auf Erzeugung. Das genaue Gegenteil von beidem ist, was Stalin, wie dogmatisch immer, tat.“
Peter Hacks in einem Brief 1991, gefunden bei der Peter Hacks Gesellschaft
Eine der bedenkenswerten Meinungsäußerungen die mich beweg(t)en grundsätzliche Positionen zu überdenken. Nicht nur die Haltung zu Stalin ist Inhalt dieser Neubestimmung, auch Walter Ulbricht erscheint in einem anderen als dem mir beigebrachten Bild. In meiner Erinnerung war er der alte, sächselnde Mann der durch Honecker beerbt wurde. Bei seinem Tod 1973 war ich 9, den Putsch durch Honecker nahm ich 7jährig nicht wahr. Wie wirksam die folgende politische Erziehung war, zeigt u.a. dass ich über Ulbricht kaum mehr weiss, als das öffentliche DDR-Narrativ vermittelte. Nach der Einschätzung Hacks‘ und auch Gossweilers allerdings war Walter Ulbricht einer der bedeutendsten deutschen Politiker des 20. Jahrhunderts, der letzte, ja überragende kommunistische deutsche Arbeiterführer.
Die Erkenntnis, in einer opportunistischen Partei gewesen zu sein, geprägt worden zu sein durch pseudomarxistische Theorien ist schwer zu verarbeiten. Die Theorien des Prinzips der „friedlichen Koexistenz zwischen antagonistischen Gesellschaftssystemen“ als revisionistisch zu erkennen war fast unmöglich. Ein langer Weg der Erkenntnis und des Erkennens scheint vor mir zu liegen …