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#aufstehen – und weiter?

Bild von ihrer Webseite

Eines muss man Sarah Wagenknecht lassen – sie spielt virtuos auf sogenannten neuen Medien. Am Wochenende ging mit einigem Echo die Webseite der geplanten „linken Sammlungsbewegung“ online. Sie trägt den Titel „#aufstehen“. Nur – auf der Seite erfährt man gar nicht für oder gegen was man „#aufstehen“ soll. Stattdessen werden per Video einige, ich will sie mal so nennen, Erstunterzeichner vorgestellt. Das Spektrum ist recht breit: Student, Pastor, Gewerkschaftsfunktionärin, DJ und tatsächlich ein „Privatier“ (hier hat Bert vom Ossiblock wieder mal treffend kommentiert) gehören dazu.

Nur ein Programm oder zumindest den Entwurf eines Programms findet man nicht. Die Überlegungen Sarah Wagenknechts u.a. darf man sich im Netz zusammensuchen: hier ein Interview, dort ein kurzes Statement. Programmatik Fehlanzeige. Wie es scheint handelt es sich bei der angestrebten Sammlungsbewegung tatsächlich um eine Art WASG II, nur noch unkonkreter, schwammiger, diffuser.

Der Weg Sarah Wagenknechts ging von ganz links nach – ja wohin eigentlich? Inzwischen singt mit im Chor der „Kapitalismusverbesserer“, „Reformer“ und „Marktdemokraten“. Die studierte Philosophin und Doktorin der VWL hat Marx endgültig über Bord geworfen. Statt der Abschaffung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, stehen „Verbesserungen“ und Demokratisierung des Kapitalismus im Vordergrund. Bereits im Januar diesen Jahres zitierte ich aus dem Kommunistischen Manifest und wegen der Aktualität des Zitats tue ich es an dieser Stelle noch einmal:

Ein Teil der Bourgeoisie wünscht den sozialen Mißständen abzuhelfen, um den Bestand der bürgerlichen Gesellschaft zu sichern.

Es gehören hierher: Ökonomisten, Philanthropen, Humanitäre, Verbesserer der Lage der arbeitenden Klassen, Wohltätigkeitsorganisierer, Abschaffer der Tierquälerei, Mäßigkeitsvereinsstifter, Winkelreformer der buntscheckigsten Art. Und auch zu ganzen Systemen ist dieser Bourgeoissozialismus ausgearbeitet worden. Als Beispiel führen wir Proudhons „Philosophie de la misère“ an. Die sozialistischen Bourgeois wollen die Lebensbedingungen der modernen Gesellschaft ohne die notwendig daraus hervorgehenden Kämpfe und Gefahren. Sie wollen die bestehende Gesellschaft mit Abzug der sie revolutionierenden und sie auflösenden Elemente. Sie wollen die Bourgeoisie ohne das Proletariat. Die Bourgeoisie stellt sich die Welt, worin sie herrscht, natürlich als die beste Welt vor. Der Bourgeoissozialismus arbeitet diese tröstliche Vorstellung zu einem halben oder ganzen System aus. Wenn er das Proletariat auffordert, seine Systeme zu verwirklichen, und in das neue Jerusalem einzugehen, so verlangt er im Grunde nur, daß es in der jetzigen Gesellschaft stehenbleibe, aber seine gehässigen Vorstellungen von derselben abstreife.

Also ist der Weg den Sarah Wagenknecht ging durchaus zu benennen – vom Kommunismus zum Reformismus. Die „linke Sammlungsbewegung“ – denn Partei will man durchaus nicht werden – versucht scheinbar die SPD wieder „spdiger“, den Kapitalismus wieder etwas freundlicher, sozialer zu machen. Eine grundsätzliche Änderung, eine Revolution gar ist mit ihr nicht zu erwarten.

 

 

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