Ein wenig spät in diesem Jahr – ein „Grenzerthema“. Ich habe den 01. Dezember, den Tag der Grenztruppen natürlich nicht vergessen. Wurde auch erinnert durch eine freundliche Mail eines Genossen, mit dem mich ein paar Erinnerungen verbinden. Statt Glückwünschen, guten Wünschen wie in den vergangenen Jahren nutze ich den Anlass für eine Buchvorstellung. Bereits im Oktober erschien im Engelsdorfer Verlag „Das Grenzkommando Nord. Standort Stendal. Die Chronik“ von Werner Neumann. Neumann war Offizier der Grenztruppen und veröffentlichte bereits Chroniken des Grenzausbildungsregimentes (GAR) 7 und des Grenzregimentes (GR) 20, beide stationiert in Halberstadt.
Das Buch „Das Grenzkommando Nord“ gehört mit einem Umfang von fast 1.000 Seiten nicht zu den Leichtgewichten. Im wesentlichen wird die Geschichte des 1971 gebildeten Grenzkommandos Nord (GKN) und der unterstellten Einheiten chronologisch aufgeführt, soweit wie möglich bis zu den im Bereich zwischen Ostsee und Harz dislozierten Grenzkompanien. Dabei wurden 560 Bilder und 31 Skizzen verwendet um die Geschichte zu dokumentieren. Die angekündigten „Erlebnisberichte“ von Grenzern und Angehörigen von BGS und GZD allerdings entpuppen sich als Kopien von Forumsbeiträgen ehemaliger Angehörigen der Grenztuppen aus dem Internet. Nach kurzem Überfliegen stellt sich mir die Frage, ob diese Art der Verwendung von – naturgemäß – eher leger geschriebenen Beiträgen aus einem Internetforum der richtige Weg ist, eine Chronik zu bereichern. Dabei geht es mir tatsächlich nicht um den Inhalt der Erlebnisberichte, lediglich um die Form …
Ein solch umfassendes Vorhaben wie die Chronik des GKN blieb im Detail auch nicht fehlerfrei, zumal die Geschichte der Grenztruppen und damit auch des Grenzkommandos Nord geprägt ist von zahlreichen Veränderungen in Struktur und Dislokation. Trotzdem sind einige Fehler und Ungenauigkeiten wohl vermeidbar gewesen. Hierbei beziehe ich mich bewusst lediglich auf 2 Regimenter – GR 24 und GR 8 – von denen ich selbst oder eine vertrauenswürdige Quelle tiefer gehende Kenntnisse haben.
Fazit
Das Buch „Chronik des Grenzkommandos Nord“ ist keine Chronik im herkömmlichen Sinne. Der Autor verwendete in erster Linie Quellen aus dem Internet und die Regimentschroniken der entsprechenden GR aus den 80er Jahren. Beide Wege der Information genügen einem wissenschaftlichen Anspruch nicht. Das genau aber war nicht die Absicht des Autors. Neumann ist sich der vorhandenen Ungenauigkeiten und Fehler durchaus bewusst und macht im Vorwort auch darauf aufmerksam. Die Fülle der gesammelten und verarbeitete Informationen ist trotzdem verblüffend und so ist die „Chronik“ eine umfangreiche und detaillierte Datensammlung zum Grenzkommando Nord – nicht mehr und nicht weniger. Ich für meinen Teil danke Werner Neumann für die geleistete Arbeit und werde die Chronik wohl des öfteren als „Lesebuch“ verwenden.
Bemerkung
Als Hobbyhistoriker sind mir die o. a. Probleme nicht unbekannt. Überraschenderweise ist es gerade in der Militärgeschichte ausgesprochen schwierig, verlässliche Angaben zu Strukturen uns Dislokationen zu finden. Das geht hin bis zu Namens- und Ortsverwechslungen und führt oft zu Irritationen. Ich erinnere nur an die Teilnahme des Generals von Bredow an der Schlacht von Mollwitz 1741 im 1. Schlesischen Krieg …