„Schulz ist als Tiger gestartet und als Bettvorleger an der Saar gelandet“ titeln die Nachdenkseiten am Montag. Albrecht Müller betreibt in der Folge weniger Ursachenforschung, stattdessen analysiert er die Berichterstattung der Medien. Den Schmerz Müllers über die erneute (vorhersehbare) Niederlage der SPD teile ich nicht, Freude über diese schallende Ohrfeige kann ich aber auch nicht empfinden. Allerdings – wer jahrzehntelang unsoziale Politik gegen die angebliche Klientel betreibt, muss sich über die erreichten Ergebnisse nicht wundern.
Wenn Schulz, Oppermann und diverse andere Politiker plötzlich ihre soziale Verantwortung entdecken, so ist das einfach unglaubwürdig. Zumal es durchaus Mögklichkeiten gäbe, einige Änderungen in der Gesetzeslage sofort auf den Weg zu bringen, wie die Grafik beweist:
Die SPD hat keine Strategie, keinen wirklichen Willen zur Änderung der derzeitigen Situation, DAS ist der Grund ihrer Farblosigkeit und Schwäche. Personalitäten ändern an diesem Problem wenig bis nichts und Schulz- oder sonstige Effekte sind bestenfalls Strohfeuer, eigentlich nur durch die Verblödungsmedien hochgekochte Nebelkerzen.
Tucholsky schrieb 1932 zur SPD:
Es ist ein Unglück, daß die SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands heißt. Hieße sie seit dem 1. August 1914 Reformistische Partei oder Partei des kleinern Übels oder Hier können Familien Kaffee kochen oder so etwas –: vielen Arbeitern hätte der neue Name die Augen geöffnet, und sie wären dahingegangen, wohin sie gehören: zu einer Arbeiterpartei. So aber macht der Laden seine schlechten Geschäfte unter einem ehemals guten Namen.
In „Kurt Tucholsky. Gesammelte Werke“, Bd. 10