„Den russischen Kommunismus mit dem Nazifaschismus auf die gleiche moralische Stufe zu stellen, weil beide totalitär seien, ist bestenfalls Oberflächlichkeit, im schlimmeren Falle ist es – Faschismus. Wer auf dieser Gleichstellung beharrt, mag sich als Demokrat vorkommen, in Wahrheit und im Herzensgrund ist er damit bereits Faschist und wird mit Sicherheit den Faschismus nur unaufrichtig und zum Schein, mit vollem Haß aber allein den Kommunismus bekämpfen.“
Thomas Mann, in: Essays, hg. von H.Kurzke, Frankfurt 1986, Bd. 2, S. 311
Thomas Mann schrieb diese Zeilen 1945, also Jahre bevor Hannah Arendt in ihrem Buch „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ eben genau diese Gleichsetzung vornahm. Heute bilden diese Theorie Arendts und die „Enthüllungen“ der sogenannten Geheimrede Chrustschows auf dem XX. Parteitag der KPdSU die Grundlage für die Verteufelung Stalins und des „Stalinismus“. Wie aber kommt der Humanist und Literat Thomas Mann zu einer solchen Schlussfolgerung wie oben?