Der Katzenjammer wegen Fast-Präsident Trump ist immer noch groß in Deutschland. Eine interessante Sicht auf die Dinge vermittelt wieder einmal Gert Ewen Ungar, der einen Aspekt anspricht, den ich bisher noch gar nicht auf dem Schirm hatte:
Die Spurensuche führt wie so oft über das, was nicht gesagt wurde. Über einen wichtigen Aspekt in Trumps Wahlkampf wurde hierzulande praktisch nicht diskutiert. Trump hat angekündigt, Arbeitsplätze wieder in die USA zurückholen zu wollen. In diesem Zusammenhang sagte Trump China den Kampf an. Schutzzölle stehen auf Trumps politischer Agenda. China, das ist bekannt, produziert mehr, als es konsumiert. Es exportiert und hat sein enormes Wachstum in den letzten Jahren zum großen Teil dadurch erzielt. Allerdings setzt China inzwischen vermehrt auf den eigenen, riesigen Binnenmarkt und verabschiedet sich zunehmend von dem Modell des Exports als Basis für das eigene Wachstum.
Doch es gibt ein Land in dieser Welt, das genau dieses Modell zum Non-Plus-Ultra erklärt hat und in dessen Medien der Titel “Exportweltmeister” wie das goldene Kalb vergöttert wird. Trump, und das hat noch kein amerikanischer Präsident nach dem zweiten Weltkrieg gewagt, gefährdet das für den Rest der Welt asoziale deutsche Geschäftsmodell, das kurz gesagt darin besteht, die hiesige Arbeitnehmerschaft unter der Knute geringer Löhne bei hoher Produktivität zu halten, damit im Ausland billig verkauft werden kann. Das führt dazu, dass dort die Arbeitslosigkeit steigt. Deutschland betreibt die Destruktion der Europäischen Union, insbesondere der Eurozone und sitzt international wegen seiner Überschüsse immer wieder auf der Anklagebank, über die es Wachstum auf Kosten des Wohlstandes in anderen Ländern generiert, an dem aber die lohnabhängig Beschäftigten nicht angemessen teilhaben dürfen. Sonst bricht das deutsche Geschäfts-Modell in sich zusammen.
Trump will Arbeitsplätze zurück in die USA holen und die eigene Industrie wirksamer schützen. Betroffen von diesen Maßnahmen wird nicht zuletzt auch „Exportweltmeister“ Deutschland sein. Der durch (gemessen an der Arbeitsproduktivität) Dumpinglöhne erschaffene Standortvorteil droht durch zu erwartende Schutzzölle zerstört zu werden. Deshalb die Schnappatmung bei Merkel, Schäubele und Co.
Die Großindustrie fürchtet um ihre Profite, pfeift und prompt springt die Politik. Eine politische Neuorientierung scheint nötig, wenn Trump diese „Drohung“ wahr macht. Die These ist schlüssig. Warten wir ab, ob sie zutrifft und sich ein Abwenden von der USA tatsächlich Realität wird.
Mit wem aber dann zusammengehen? Wandeln wir bald auf chinesischen Seidenstraßen oder geniessen die Vorteile einer eurasischen Zollunion?
Es bleibt spannend …
Den gesamten Artikel findet ihr auf Gerts Webseite …
Ich hätte gern auch dieses Zitat aus dem lesenswerten Artikel auf deiner Seite gesehen:
„Die durch Trump ausgelöste Erschütterung zeigt aber auch, es gibt in Deutschland keine linke Alternative zu einem Donald Trump. Die Linke hat unter dem Eindruck des Zerfalls der Sowjetunion in den 90er Jahren aufgehört, die Verteilungsfrage zu stellen und sie durch Fragen der der Partizipation und Inklusion ersetzt. Regenbogen- statt roter Fahne sozusagen. Das war ein historischer Fehler wie sich jetzt zeigt. Die Antifa schwingt in einer Anti-Trump-Demo Fahnen vor der US-Botschaft in Berlin fordert Frieden und die Einhaltung des Völkerrechts. Die Peinlichkeit, die Hilflosigkeit und das politische Unwissen, die sich darin ausdrücken, schmerzt schon physisch. Die Linke in Deutschland ist ein kleiner Haufen Systemkonformlinge. Mit Trump werden sich mehr Forderungen gerade linker Strömungen erfüllen als sie es unter Obama taten und mit Clinton tun würden.“
Eigentlich hätte ich den ganzen Artikel hier einstellen können, alles wäre wert gewesen zitiert zu werden. Das aber hätte den Rahmen meines Beitrages gesprengt …
Die Einschätzung der sogenannten Linken die Gert Ewen Ungar hier vornimmt, teile ich durchaus.
Gruß Karsten