Da hat sich die „Junge Welt“ richtig Prominenz ins Haus geholt. Tobias Pflüger, Die Linke, wird interviewt. Zugegeben: ich musste erst mal nachschauen wer das überhaupt ist, dieser Pflüger. Und bin beeindruckt. Ein Urgestein der (west)deutschen Friedensbewegung. Der hat schon für den Frieden demonstriert, als ich noch Uniform trug. Und ist Pazifist.
Was ich dann im Interview lese, überzeugte mich weniger. Am Ende die alte Mär von den richtigen Friedensbewegten und den falschen, denn wirklichen Pazifismus gibt es nur von links. Die Schmuddelkinder der vergangenen Jahre wie „Friedenswinter“ und Montagsmahnwachen gehören jedenfalls nicht dazu, befindet Pflüger. Willy Wimmer z.B., der „scheint immer weiter nach rechts gerückt“ zu sein. Ist mir selbst gar nicht aufgefallen. Der Mann kommt von der CDU, der ist bestenfalls konservativ, aber seiner Meinung zum derzeitigen Hasard-Spiel von NATO, USA und EU insbesondere gegen Russland oder auch in der „Flüchtlingspolitik“, stimme ich durchaus zu.
Man könnte noch eine Menge äußern zum Interview des Herrn Pflüger, aber am Ende bleibt eines bestehen: ein richtiger Pazifist und Friedensbewegter ist nur derjenige, der den Segen der selbsternannten Inquisitoren erhält, heißen sie nun Pflüger oder Schädel. „Deutscher Patriot“ ist ein Schimpfwort und erfolgreiche Demonstrationen wie die Aktion „Stop Ramstein!“ sind ebenso schmuddelig wie die Organisation „Arbeiterfotografie“, denn die reden mit Konservativen, ja gar „Rechten“.
Gegen die „Freidenker“ fällt aber nichts ein, die kann man nicht so einfach in die rechte Ecke stellen, also finden sie keine Erwähnung. Stattdessen Einzelpersonen wie Anneliese Fikentscher. Schwach, sehr schwach Herr Pflüger!
Eines jedoch macht Hoffnung: auch in den heiligen Hallen der (west)deutschen Friedensbewegung scheint es gegen die irrsinnige Spaltung der Friedensbewegung zu rumoren:
In vielen Organisationen gibt es eine Dauerdebatte, die nicht mehr aufhört. Auch innerhalb des selben Verbands verhalten sich die Menschen unterschiedlich zu den Montagsmahnwachen. Manche wollen mit ihnen arbeiten, andere nicht. Gerade dadurch werden viele Dinge heikel. Zum 8. Oktober wollen wir etwa eine gemeinsame, bundesweit organisierte Friedensdemonstration auf die Beine stellen. Dabei gibt es immer das Bemühen, miteinander zusammenzuarbeiten. Doch dabei bleibt dieses Problem bestehen. Dieser Konflikt stellt eine ernste strukturelle Schwächung der Friedensbewegung dar.
Ja Herr Pflüger, die von den „linken“ Inquisitoren vorgenommene Spaltung der Friedensbewegten stellt ein Problem dar, da sind wir uns einig. Vielleicht gelingt es ja am 8. Oktober eine breite, offene Basis gegen die US-Politik und ihre europäischen Vollstrecker zu finden. Geben wir die Hoffnung nicht auf!
Weil es so gut passt noch einmal ein Zitat von Ernst Thälmann (hier bereits verwendet):
Mein Volk, dem ich angehöre und das ich liebe, ist das deutsche Volk; und meine Nation, die ich mit großem Stolz verehre, ist die deutsche Nation. Eine ritterliche, stolze und harte Nation. Ich bin Blut vom Blute und Fleisch vom Fleische der deutschen Arbeiter und bin deshalb als ihr revolutionäres Kind später ihr revolutionärer Führer geworden.
Quelle: Ernst Thälmann, Antwort auf Briefe eines Kerkergenossen
Wahrscheinlich wäre ein Thälmann aber in ihrer Welt heute auch „problematisch“ …