Die neue ct von gestern beschäftigt wieder einmal mit dem Umstieg von Windows zu einem alternativen Betriebssystem. Natürlich landen auch hier die Redakteure bei einem Linux. Das Anliegen als solches ist löblich, aber warum landen die Damen und Herren am Ende immer bei Ubuntu?
Das nun ausgerechnet Ubuntu besonders benutzerfreundlich sein soll, halte ich für eine Fehleinschätzung. In einem längeren Artikel beschreibt einer der Redakteure seinen (erfolgreich verlaufener) Selbstversuch, Windows gegen ein aktuelles Linux einzutauschen. Doch auch hier wird am Ende nicht die Ubuntu-eigene Oberfläche Unity sondern XFCE eingesetzt. XFCE ist aber auf diversen Linux-Distributionen verwendbar, nicht nur bei Ubuntu. Tatsächlich steht das „Argument“ der leichten Bedienung inzwischen nicht mehr im Vordergrund, vielmehr verweist man auf die große Community, die im Umfeld von Ubuntu existiert. Ich verfolge die Entwicklung des südafrikanischen Linux-Derivats schon seit Längerem nicht mehr, halte aber die verwendete Begründung für wenig stichhaltig.
Ubuntu basiert auf Debian, wie eine ganze Menge anderer Distributionen. Tipps aus der Ubuntu-Community sind auf viele dieser anderen Linuxe verwendbar – und umgekehrt. Nun gut, scheinbar existieren immer besonders „publikumswirksame“ Varianten und Ubuntu hält sich hartnäckig im Vorderfeld der Linux-Varianten.
Ich selbst habe jahrelang auf (K)Ubuntu gesetzt, habe aber vor 3 Jahren den Absprung vollzogen. Gründe dafür, habe ich damals in einem Artikel aufgeführt:
Trage ich mich schon lange mit dem Gedanken (K)Ubuntu den Rücken zu kehren, so sind am vergangenen Montag weitere Gründe hinzugekommen: Canonical (die Firma hinter Ubuntu) gab bekannt, dass sie einen eigenen Display-Manager entwickeln will.
Canonical geht wieder eigene Wege. Nach der Entwicklung von Unity und damit Abwendung von Gnome, den Rückzug aus dem KDE-Projekt erfolgt jetzt ein weiterer, bedeutsamer Schritt in Richtung proprietärer Software. Ubuntu als geschlossenes System, abgekoppelt vom Rest der Linux-Welt.
DAS war und ist der Grund, warum ich Canonical und seinem Linux skeptisch gegenüber stehe. Und daran hat sich wenig geändert.
Liebe Redaktion von ct: es gibt mehr Derivate als Ubuntu, die über ebenso rege Communities verfügen und ebenso benutzerfreundlich sind. Es ist an der Zeit, Nutzer bei ihrem Umstieg von Windows auch auf diese aufmerksam zu machen!