Auf der diesjährigen Waldai-Konferenz erklärte der Präsident der Russischen Förderation, Wladimir Putin u.a.:
Der Vorwand der Gefahr eines Atomraketenangriff aus dem Iran hat – wie wir wissen – die Fundamente, auf denen die moderne, internationale Sicherheit ruht, bereits zerstört, nämlich den ABM-Vertrag. Die Vereinigten Staaten haben sich einseitig von dem Vertrag verabschiedet. Im übrigen haben wir heute das iranische Problem gelöst. Es gibt keine Bedrohung aus dem Iran, und es hat sie nie gegeben, genau, wie wir gesagt haben. Den Grund, der unsere amerikanischen Partner scheinbar dazu veranlasst hat, ein Raketenabwehrsystem zu bauen, gibt es nicht mehr. Logischerweise könnte man nun erwarten, dass die Arbeit an dem US-Raketenabwehrsystem nicht fortgeführt würde. Aber was geschieht tatsächlich? Nichts dergleichen. Oder eigentlich das Gegenteil: Das Projekt wird weiter verfolgt, als sei nichts geschehen.
Kürzlich führten die Vereinigten Staaten sogar ihren ersten Test des Raketenabwehrsystems in Europa durch. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass wir recht hatten, als wir mit unseren amerikanischen Partnern darüber stritten. Sie haben es einfach erneut versucht, nicht nur uns, sondern die ganze Welt zu täuschen. Um es klar zu sagen: Sie haben gelogen.
Es ging nicht um die hypothetische Bedrohung aus dem Iran. Die hat es nie gegeben. Es ist vielmehr der Versuch, das strategische Gleichgewicht aus den Angeln zu heben. Das Kräftegleichgewicht zu ihren Gunsten zu verändern, nicht nur um zu dominieren, sondern auch um die Möglichkeit zu nutzen, allen anderen ihren Willen zu diktieren: allen, mit denen sie im geopolitischen Wettbewerb stehen, aber auch ihren Verbündeten. Dies ist ein sehr gefährliches Szenario, schädlich für alle, meiner Meinung nach auch für die Vereinigten Staaten. (…)
Quelle: Junge Welt vom 24.10.2015, Übersetzung Rainer Rupp