Der vergangenen Dienstag vorgestellte Abschlussbericht des DSB zu den Ursachen des Absturzes der malayischen Boeing 777 über der Ukraine bewegt im Moment die Gemüter. Nun mangelt es mir, wie wohl den meisten auch interessierten Lesern, am erforderlichen Fachwissen um eine tatsächlich kompetente Stellungnahme abliefern zu können.
Deshalb verfolge ich seit einiger Zeit Veröffentlichungen von Menschen, die nach meinem bescheidenem Urteil über die nötige Fachkompetenz und eine glaubhafte Neutralität verfügen. Prof. Gunnar Jeschke – meiner Meinung nach über die eben definierten Kernkompetenzen verfügend – veröffentlichte gestern eine Analyse des Abschlussberichtes auf der Webseite des Freitag. Das zentrale Problem des Berichtes und den Grund, warum der Hersteller der BUK Almaz-Antay am 13.10. eine separate Pressekonferenz gab, sieht Herr Jeschke u.a. darin:
Der eigentliche Skandal ist aber etwas Anderes. Die ursprünglichen Daten des NLR und aus Kiew basierten auf einem angenommenen Begegnungswinkel zwischen Rakete und Flugzeug, der aus Vermutungen über die Funktion des Gefechtskopfes herrührte. Aufgrund dieses ursprünglich vomNLR angenommenen und an die Partner weitergegebenen Begegnungswinkels hatte auch Almaz-Antey seine erste Anfluganalyse gemacht, die im Bericht dargestellt ist. Berücksichtigt man allerdings, dass der Gefechtskopf einen Verzögerungszünder hat, so ergibt sich aus dem Detonationspunkt ein anderer Begegnungswinkel. In dem ursprünglich angenommenen Winkel hätte der Kopf durch die Verzögerung etwa 3-5 Meter weiter in Richtung Flugzeugende detonieren müssen (A-V-14). Der korrigierte Begegnungswinkel führt dann in der Anfluganalyse zu einem anderen Startgebiet (A-V-15). Ausschließlich Almaz-Antey hat seine Anfluganalyse tatsächlich auf der Basis dieser Information wiederholt. Diese aktualisierte Analyse wird, man kann es wirklich nicht anders sagen, im Abschlussbericht unterschlagen.
Das erklärt, warum die Firma Almaz-Antey , die ursprünglich vorbildlich mit der Untersuchung kooperiert hatte, am 13. Oktober eine separate Pressekonferenz durchgeführt hat. Klar ist auch, warum die neue Anfluganalyse nicht ins Konzept passt. Sie deutet auf ein Gebiet nahe Zaroshchenskoye (A-V-16), wo nach einem russischen Satellitenbild vom 17. Juli, 11:32 Uhr Ortszeit zwei Abschussrampen einer ukrainischen Buk-Batterie und ein Schützenpanzer disloziert waren. Der Abschusszeitpunkt war 16:02 Uhr Ortszeit. Die USA verfügen über Satellitenbilder besserer Qualität, was Russland auch bewusst ist, weigern sich aber, diese zu veröffentlichen.
Die gesamte, sehr lesenswerte, Analyse findet ihr beim Freitag.