Es ist ja nun schone eine Weile her, dass ich zum Thema schrieb. Viele Gründe spielten eine Rolle für dieses Versäumnis – Hauptgrund jedoch war vor allem der Mangel an Zeit. Weniger etwas zum Thema zu schreiben, vielmehr wenig Zeit um sich mit diesem komplexen Thema zu beschäftigen. Die Menge an Informationen, der Wille zur Genauigkeit und die bevorstehende Etappe in der Geschichte der „Salzwedeler Kürassiere“ führten zu weiteren Hemmnissen. Nachdem diese Hemmnisse überwunden, der Spaß und das Interesse am Thema wiedergefunden sind, soll es nunmehr also weiter gehen …
Bereits im Teil II der bisher erstellten Dokumentation sind wir mit dem Zustand der Kavallerie, oder der „Reuterey“ wie man zeitgemäß schrieb, unter dem „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. konfrontiert worden. Der König selbst war eingefleischter Infanterist, der fähigste Kopf unter seinen Militärs Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau (der „Alte Dessauer“) ebenso. Beide betrachteten die Kavallerie wohl eher als „Hilfswaffe“. Die 25 Jahre Frieden zwischen 1715 und 1740 sowie die berühmte Sparsamkeit des „Soldatenkönigs“ taten ein übriges – aus der preußischen Kavallerie der Zeit schwand der „Reitergeist“. Die Pferde wurden wegen des knappen Ersatzes – einem Dragoner- bzw. Kürassierregiment mit 5 Schwadronen wurden im Jahr lediglich 70 Pferde, das entsprach 10% der Gesamtzahl, ersetzt – geschont und teilweise, wie bemängelt wurde, auch „gemästet“. Um die Soldaten zu beschäftigen und die wertvollen Pferde nicht zu überlasten, wurde auch bei der Kavallerie zunehmend zu Fuß exerziert.
Der 1740 den Thron besteigende König Friedrich II. schätzte den Wert seiner Kavallerie bei Regierungsantritt entsprechend ein:
„Sie bestand wie das Fußvolk aus sehr großen Mannschaften und ritt außerordentlich hohe Pferde. Es waren Kolosse auf Elefanten die weder sich gehörig bewegen noch zu fechten wußten … Sie waren nicht Meister über ihre Pferde, wurden auch mehr zu Fuß als zu Pferde exerziert und feuerten in beiden Eigenschaften trefflich.“ schrieb er 1771 rückblickend in „Des Königs von Preußen Abhandlung von der preußischen Kriegsverfassung in den ältesten Zeiten bis zu Ende der Regierung König Friedrich Wilhelms I.“. Dieses vernichtende Urteil erstreckte sich keineswegs nur auf die Mannschaften, auch die Offiziere wurden miserabel beurteilt: „Ihre Offiziere hatten keinen Begriff vom Dienst zu Pferde, vom Kriege überhaupt, keine Kenntnis der Gegend und sie waren von dem, was die Reiterei am Tage eines Gefechts zu tun hat, weder durch Grundsätze noch durch ihre Ausübung unterrichtet.“
Ein wahrhaft vernichtendes Urteil, welches der „große König“ da rückblickend über seine „Reuter“ von 1740 fällt. Umso überraschender ist die Tatsache, dass es gelang, in relativ kurzer Zeit aus den „Kolossen auf Elefanten“ eine effiziente Waffengattung zu formen, die in den folgenden Jahren ihre hohe Qualität unter Beweis stellte. Mehr noch: die Kavallerie zeichnete sich auch unter den miserablen Bedingen der Anfangsjahre – schlecht ausgebildet und ausgerüstet wie sie war – durch ein hohes Maß an Kampfgeist und Disziplin aus.
Chef „unseres“ Regiments war bei Thronbesteigung Friedrichs II. der Generalmajor Friedrich Siegmund von Bredow. Zu eben diesem Herrn gibt es ausführliche biographische Daten. Ich möchte deshalb mit einigen Stichpunkten auf das bis dahin nicht ganz untypische Leben des Herrn von Bredow eingehen:
- geboren am 5.Mai 1683 in „Falckenberg bey Besekow“ (Falkenberg bei Beeskow?)
- 1696 als Page an den Hof des Kurfürsten Friedrich III. (ab 1701 König Friedrich I. „in Preußen“)
- später Kammerjunker
- 1713 (mit Regierungsantritt Friedrich Wilhelm I.) als Hauptmann ins Dragonerregiment 3 (von Derfflinger), im selben Jahr in Regiment „Grenadiers zu Pferde“ umbenannt
- Einsatz im Nordischen Krieg 1715
- 13. September 1721 bereits „Obrist der Reuterey“
- 1729 Kommandeur des „Coselschen Dragonerregiments“
- 10.09.1731 Ritter des Johanniterordens
- 1733 Chef unseres Regimentes als Oberst
- 20.05.1737 Generalmajor
Offensichtlich verfügte Friedrich Siegmund von Bredow über persönliche Eigenschaften, die ihn sowohl zum Dienst am prachtvollen Hof des ersten preußischen Königs, als auch in der Armee des Soldatenkönigs befähigten.
Er absolvierte in der Folgezeit eine bemerkenswerte militärische Karriere in der preußischen Armee. Wir werden in folgenden Artikeln zur Geschichte des Kürassier-Regimentes 7 darauf eingehen.