So lautet der Titel eines Buches, dass im Zuge der zurückliegenden Feiertage in meinen Besitz kam 😉 . Der Titel ist provokant – vom Herausgeber und den Autoren bewußt gewählt. Waren doch die deutschen Kommunisten und Sozialdemokraten erbitterte Gegner des Militarismus preußischer Prägung und ausgerechnet in der DDR – die sich ja durchaus in der Tradition dieser politischen Auffassungen befand – sollte eine Armee geschaffen worden sein, die diesen preußischen Militarismus wiederbelebte?
Natürlich wird der Begriff der „roten Preußen“ vor allem durch den Westen Deutschlands geprägt. Bereits in den 60ern wurde in einem Artikel der Zeit – als „Porträt der sowjetdeutschen Armee“ bezeichnet – dieser Kampfbegriff verwendet. Aber auch unser heutiges Staatsoberhaupt erklärte 2008 – damals noch Chef der BStU – das es in der NVA eine „preußische Gehorsamkeitstradition“ gegeben habe und sprach von der „Wiederauffindung des Preußentums in einer sozialistischen Armee“. Was unter „Preußentum“ seiner Meinung nach zu verstehen ist, erklärte der Gauckler allerdings nicht …
Das Buch setzt sich mit dem vermeintlichen Preußentum der NVA auseinander und wählt den Ansatz, Zeitzeugen zu Wort kommen zu lassen, die aus ihrer Sicht die Geschichte der NVA und den Alltag in dieser Armee beschreiben. Der Herausgeber (gleichzeitig einer der Autoren) war interessanterweise Soldat im Grundwehrdienst in den 60ern und ist so wohl einer der Glorifizierung der NVA eher unverdächtig …
Die meisten Autoren im Buch waren allerdings – neben einem Stabsfeldwebel und dem Herausgeber, dessen letzter Dienstgrad Kanonier war – vor allem Offiziere in der NVA, darunter 5 Generale.
Lesenswert ist das Buch allemal, vor allem deshalb weil es sich nicht als militärhistorisches Werk versteht, sondern durchaus persönliche Ansichten allgemein verständlich zu vermitteln sucht …
NVA – die roten Preußen?
Guntram König (Herausgeber), 2010 Helios Verlag
ISBN-10: 3869330260
ISBN-13: 978-3869330266