Ich begebe mich wieder auf ganz dünnes Eis und bin dabei, eines meiner Prinzipien zu brechen – ganz wenig Persönliches im Blog. Allerdings habe ich auch erleben dürfen, wie sehr es mich berührte, wenn jemand in der Blogosphäre, Emotionen preisgab. Nicht weil ich mich an dieser Preisgabe erregte, sondern weil ich plötzlich einen Menschen sah, einen Menschen der sich mir anvertraute, der sich allen interessierten Lesern anvertraute.
Ich erlebe und erlebte einiges an Emotionen die letzten Wochen, eine wahre Berg- und Talfahrt an Gefühlen. Scheinbar ist der Mensch ein Chemiebaukasten, und irgendwo sitzt im Gehirn das „Über-Ich“ oder das „Unter-Ich“ – darüber war sich nicht einmal Großmeister Freud im Klaren – und schüttet völlig planlos Hormone in die Blutbahn, die ein totales Chaos im Menschen verursachen und verhindern, das unser so sehr hochgeschätzter Verstand die Oberhand gewinnt. Folge dieses Hormoncocktails ist das Ausschalten des Ratio und eine völlig zerrüttete, zumindest arg durcheinander gewirbelte, Psyche beim Probanden, der ängstlich bemüht ist, die Umwelt so wenig wie möglich vom schockartigen Zustand mitbekommen zu lassen.
Dieser Chemiecocktail des „was-weiss-ich -Ichs“ hat aber nicht nur negative Seiten. So bescheiden ein solcher Zustand im ersten Moment ist, bringt er eine Rückbesinnung mit sich, eine Rückbesinnung auf sich selbst, auf Ideale, Selbstreflexion. Dieses Innehalten, das Besinnen auf sich selbst, empfinde ich als reinigend. Ja, ich weiß – klingt pathetisch, abgehoben, was auch immer, aber vor allem ist es eines – wahr.
Das sind die Tage des Pathos, der Gefühle, die sich bei mir fast immer in Musik ausdrücken. Natürlich nicht in Musik die ich selbst mache – das wäre wohl recht jämmerlich anzuhören …
Sind wir es gewohnt, unsere Emotionen nach außen zu tragen? Sind wir es gewohnt, zu zeigen, das Stärke nichts mit Kälte zu tun hat? Zumindest den Jungs/Männern wird seit etlichen 1000 Jahren beigebracht, dass ein Junge nicht weint. Härte ist gefragt, Stärke , aber nicht Emotion. Emotion zeigen, heißt automatisch schwach zu sein. Kann man nicht stark sein, wenn man Emotionen zeigt (das man sie hat ist völlig selbstverständlich)? Muss man erst ein alter Mann werden, bis man erkennt, dass solche Aussagen einfach nur falsch sind?
Scheinbar ist es so.
Ich wurde heute gefragt, ob ich in der Lage sei, Gefühle zu zeigen. Das löste Einiges aus in mir. Ergebnis sind – u.a. – diese Zeilen (natürlich nicht von mir, wieder Musik die mich bewegt) …
Sei du selbst, steh zu dir
die Wahrheit wird gelebt und nicht doziert.
Du bist was du warst und du wirst sein was du tust.
Beginne dich zu lieben und du findest
alles was du wissen willst.
Alles was du suchst
findest du in dir,
denn du bist was du tust