Heute vor 110 Jahren wurde Jürgen Kuczinsky geboren. Bis zu seinem Tod 1997 blieb er sich treu und vertrat in zahlreichen Publikationen seine Meinung. Meine erste Begegnung mit seinen Büchern hatte ich als Pennäler: „Dialog mit meinem Urenkel“ war damals sehr angesagt unter der Jugend. Die Art und Weise wie er dort schrieb, wie er Probleme erläuterte unterschied sich wohltuend von der ansonsten üblichen Art und Weise der politischen Diskussion in der DDR. Trotz aller Kritik an der DDR, der SED blieb er „Ein linientreuer Dissident“ wie er seine Memoiren 1992 selbst benannte.
Jürgen Kuczinsky war Marxist, Historiker, Wirtschaftswissenschaftler und Optimist. In einem seiner letzten Bücher „Asche zu Phönix – Aufstieg, Untergang und Wiederkehr neuer Gesellschaftsordnungen“ (1992), analysiert er den „Untergang“ des real existierenden Sozialismus und kommt nach einer historischen Betrachtung der gesellschaftlichen Entwicklung zu dem Schluß:
Das heißt, alle uns näher bekannten neuen Gesellschaftsformationen entstehen »vorzeitig«, mit einem zum Tode verurteilten Beginn, der sie aber nicht aus der Geschichte vertreibt, sondern nur ihren Sieg verzögert. Und so schließe ich auch nach dem Untergang des »realen Sozialismus« in Osteuropa diese zweite Antwort voller Vorfreude auf die kommende sozialistische Gesellschaft.