Obwohl ich ja vor einigen Wochen mein Projekt zur Militärgeschichte Salzwedels – hier insbesondere zur Geschichte des Grenzregiments 24 – ad acta gelegt habe, ist mein Interesse für Geschichte, insbesondere für Militärgeschichte natürlich ungebrochen. Ich möchte deshalb in loser Folge Artikel zu solchen Themen veröffentlichen.
Den Anfang soll ein Beitrag zum „altpreußischen“ – also bis 1806 entstandenen – Kürassier-Regiment Nr. 7 sein. Im wesentlichen habe ich diesen Artikel bereits einmal auf der Webseite „www.gr24-salzwedel.de“ veröffentlicht, aber die Einstellung des Projektes und die absehbare Abmeldung der Domain veranlasst mich, diesen und andere Artikel erneut und in überarbeiteter Form zu veröffentlichen.
“Kürassiere sind seit 1481 bekannt … Der ursprünglich ganz gepanzerte Reiter trug nur noch einen Brustpanzer, anfangs aus Leder (franz. cuir), zuletzt nur noch Paradestück. Sie entstanden aus ‘Regimentern zu Roß’ oder ‘zu Pferde’, später auch ‘Schweren Reitern’, ab 1666 ständige Regimenter, deren Aufbau 1718 abgeschlossen war. Die Bezeichnung ‘Kürassiere’ begann in Preußen durch Parolebefehle im Juli/August1741, war 1742 schon geläufig, wurde ab 1758 inoffiziell und ab 1786 offiziell gebraucht. Sie bildeten die Schlachten-Kavallerie an den Flügeln für das Vorgefecht und für die Attacke zum richtigen Zeitpunkt, meist gegen einen Flügel. …
Sie galten als vornehme Elite-Truppe …”
Zitat aus “Die Kavallerie-Regimenter Friedrich des Großen” ISBN 3-89555-301-8
Kurze Geschichte des Regiments
Errichtet wurde das Regiment 1688/1689 als Dragoner-Regiment. Bereits mit der Aufstellung nahm es als brandenburgisches Regiment am Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688 – 1697) teil. Auch im Spanischen Erbfolgekrieg (1701 – 1714) und im Großen Nordischen Krieg (1700 – 1721) kam es zum Einsatz (Preußen war von 1713 – 1720 an diesem Krieg beteiligt). Für Teilnahme Brandenburgs am Spanischen Erbfolgekrieg und die Gestellung von mindestens 8.000 Mann für das kaiserliche Heer wurde das Herzogtum Preußen – ausserhalb des Reichsgebietes liegend – zum Königreich erklärt und der Brandenburgische Kurfürst krönte sich 1701 zum König in Preussen. Erst sein Enkel Friedrich II. nannte sich „König von Preussen“.
Mit 3 weiteren Dragoner-Regimentern machte es Friedrich Wilhelm I. am 11. Juni 1717 zum “Regiment zu Pferde” mit zunächst 4, ab dem 1. Dezember 1718 mit 5 Schwadronen. Es handelte sich dabei nicht nur um eine Umbenennung, sondern eine völlig neue Aufgabenstellung. Das Regiment wurde von “berittener Infanterie” zur schweren Schlachtenkavallerie. Die Bezeichnung “Kürassiere” wurde in Preußen offiziell erst 1786 gebräuchlich. Ab dem Jahre 1718 nahm das Regiment Garnison in der Altmark.
Laut Pohlmann lagen in Salzwedel der Stab und 2 Schwadronen (die “Leib-Schwadron” und die 5.). Je eine weitere Schwadron nahmen in Seehausen (2.), Tangermünde (3.) und Osterburg (4.) Garnison. Ersatz für das Regiment kam in der Zeit von 1733 bis 1806 aus derselben Region (Kantonssystem).
In den Kriegen Friedrichs II. war das Regiment selbstverständlich im Einsatz. Es nahm – mit wechselndem Erfolg und Beteiligung – an den Schlachten von Chotusitz (1742), Hohenfriedberg und Kesselsdorf (1745), Lowositz (1756), Prag, Kollin, Leuthen und Roßbach (1757), Kay und Kunersdorf (1759) teil. Nach der Schlacht von Kunersdorf, wo das Regiment enorme Verluste erlitt, geriet es – stark geschwächt – im Gefecht von Maxen in Gefangenschaft. Erst 1762 taucht es als Regiment wieder auf. Allein die Tatsache der Wiederaufstellung aber spricht für die positive Einstellung die der „große König“ zu unserem Regiment hatte.
Nach 15jähriger Ruhe kamen die “Salzwedeler Kürassiere” im Bayrischen Erbfolgekrieg 1778/79 wieder zum Einsatz. Hier waren sie in den Niederlanden eingesetzt.
An den folgenden Auseinandersetzungen mit Frankreich ab 1792 war das Regiment wiederum beteiligt. Besondere Erwähnung findet bei Pohlmann die Schlacht von Pirmasens am 14. September 1793. Das Regiment machte über 1.000 Gefangene und eroberte “11 Kanonen nebst 2 Haubitzen” und wurde nach diesem Einsatz mehrfach ausgezeichnet: so wurde allen Stabsoffizieren der “Pour le Merite” verliehen, alle “wirklichen” (also etatmäßigen) Rittmeister wurden zum Major befördert und die eroberten Kanonen durften im Regimentssiegel geführt werden. Der Entwurf des Siegels wurde durch den damaligen Kronprinzen und späteren König Friedrich Wilhelm III. vorgenommen. In der Schlacht waren 2 Offiziere gefallen, deren Gräber heute noch in Pirmasens zu finden sind.
Im Jahre 1793 rückte das Regiment nach geschlossenem Frieden wieder in die Garnison ein und war zwischen 1796 bis 1801 an der “Demarkationslinie” (?) eingesetzt. Bis 1805 blieb das Regiment in Garnison. Danach erfolgten Einsätze im “Hannoverschen, Waldeckschen und Hessischen”. Im Frühjahr 1806 wieder in Salzwedel rückte es im Herbst nach Auerstädt aus und nahm am 14. Oktober an der Schlacht von Jena und Auerstedt teil. Beim – erfolglosen – Angriff der preußischen Kavallerie erlitt es schwere Verluste. Die Reste zogen sich nach Magdeburg zurück. Als einziges Kavallerieregiment führte es bei Heranrücken der Franzosen einen Ausfall durch und fügte dem „Feind empfindliche Verluste“ zu. Die bewiesene Tapferkeit änderte aber nichts an der Tatsache, dass die Festung Magdeburg am 08. November 1806 kapitulierte. Die Depot-Schwadron marschierte aus Salzwedel nach Danzig und bildete mit anderen Einheiten den Stamm für die Aufstellung neuer Truppenteile.
Erwähnenswert scheint mir, dass Adolf von Lützow 1806 als Seconde-Lieutenant in unserem Regiment diente – er versah seinen Dienst in der 3. Schwadron in Tangermünde – und bei Auerstädt verwundet wurde.
Quellen:
- “Geschichte der Stadt Salzwedel seit ihrer Gründung bis zum Schluss des Jahres 1810″ , August Wilhelm Pohlmann, Halle 1811
- “Geschichte des königlich preußischen Sechsten Kürassierregiments genannt Kaiser von Russland”, Dijon Freiherr von Monteton, Brandenburg 1842
- “Die Kavallerie- Regimenter Friedrichs des Großen”, Joachim Engelmann, ISBN 3-89555-301-8