Nachdem wir nun einige „leichte“ Touren hinter uns hatten, beschlossen wir etwas anspruchsvollere Strecken zu fahren …
17.08.2011 – Auf den Spuren Ötzis 🙂
Also heute durch das Ötztal, aber natürlich nicht nur. Start war auch an diesem Morgen bei herrlichem Wetter. Es ging wieder bis Prutz auf der Hauptstraße und dort bogen wir Richtung Kaunertal ab. Kurz hinter Prutz dann aber Richtung Norden zum Kaunerberg und dann folgten wir einige Kilometer dem Kaunergrat. Die Straßen waren recht gut, wenn auch schmal. Auf den Landesstraßen war recht wenig Verkehr. Leider musste ich beim ersten Halt feststellen, dass ich den Fotoapparat im Hotel gelassen hatte, so wurde nur recht wenig mit dem Handy fotografiert.
Der Blick ins Inntal mit Prutz im Vordergrund war eines der wenigen fotografierten Motive.
Wir folgten dem Kaunergrat einige Kilometer und fuhren weiter Richtung Norden zum Pitztal. Ein Abstecher in die schönen Seitentäler hätte sich gelohnt, aber wir hatten uns einiges vorgenommen und so mussten wir es sein lassen. Einige Kilometer auf der Bundesstraße 171 führten uns schließlich zum Ötztal. Die Anfahrt zum Timmelsjoch ist sehr malerisch gelegen, eine breite und sehr gut ausgebaute Bundesstraße führt zum Ziel, leider auch sehr viele Ortschaften in dieser stark frequentierten Urlaubsregion. Erst hinter Sölden wird die Strecke wieder alpiner, kurviger und anspruchsvoller. Ein kurzer Tankstop (die Max braucht eben ihren Stoff 🙂 ) in Obergurgl und wir schraubten uns weiter Richtung Timmelsjoch die Straße entlang. Kurz vor dem Joch die in Österreich übliche Mautstelle und die Bezahlung des üblichen Satzes von 12 € pro Fahrzeug.
Das Timmelsjoch (2474 m) zeigte sich bei dem herrlichen Wetter von seiner besten Seite. Während unseres Aufenthaltes sahen wir uns die Ausstellung zum Bau der Timmelsjoch-Hochalpenstraße an. Dann ging es weiter Richtung Italien. Die Südrampe ist durch einige schöne Kehren gekennzeichnet, die Fahrt war ein Genuss.
In San Leonardo bogen wir ab in Richtung der nächsten Herausforderung des Tages: nächste Etappe war der Jaufenpass (2094 m). Die Straße über den Jaufenpass ist sehr kurvenreich, hat ca. 20 Kehren und ist z.T. in einem erbärmlichen Zustand. Starker Verkehr und einiges an Radfahrern sorgten für ein nicht ganz so ungehemmtes Fahrvergnügen wie erhofft. Trotzdem gehört der Jaufenpass zu den Highlights der gesamten Woche. An der Ostrampe des Jaufenpasses ging es hinunter in Richtung Sterzing. Weil auch an diesem Tag die Zeit wieder fortgeschritten war, fuhren wir weiter in Richtung Brenner, um wieder nach Österreich zu kommen. Wir nutzten dazu nicht die Brennerautobahn mit Europabrücke (Maut!), sondern die „alte“ Brennerstraße. So passierten wir dann auch tatsächlich den Brennerpass (1.374m) und fuhren weiter nach Süden in Richtung Innsbruck. Alles in allem war das ein recht angenehmes Fahren, herrliches Wetter und Dank der Autobahn direkt neben (und über) uns, hielt sich der Verkehr in Grenzen.
Bei Innsbruck wollten wir auf die A12 um den schnellsten Weg zurück nach Pfunds zu nehmen. Leider gerieten wir in den Innsbrucker Feierabendverkehr – 6 km Stau vor der Autobahn! Wir bogen deshalb noch einmal von der Hauptstraße ab und umfuhren den Stau über Natters und Axams (noch einmal schöne, leicht geschwungene Straßen) um dann bei Unterperfuss tatsächlich auf die A12 zu fahren. Etwa eine Stunde später waren wir dann glücklich wieder im Hotel angekommen.
Fazit: die längste Tour unseres Urlaubs, die mit dem Timmelsjoch und dem Jaufenpass 2 echte Highlights hatte. Wir haben 346 km in 8 Stunden und 20 Minuten zurück gelegt. Höchster Punkt der Tour waren 2.524m.
18.08.2011 – Die Königsetappe
Nachdem die vorherigen Tage so gut verlaufen sind und Heike keine Angst vor Kehren entwickelte, sollte es nun endlich soweit sein: das Stilfser Joch stand auf dem Programm. Ich nahm diese Herausforderung nach 2001 (auf einer Yamaha Virago XV 535) und 2006 (auf der Yamaha Virago XV 1100) zum dritten Mal in Angriff. Obwohl es ja nicht unbedingt zu den schönsten Erlebnissen gehört, eine Kehre nach der anderen zu fahren, reizt mich diese Strecke immer wieder.
Das Wetter war wieder herrlich. Bevor wir uns aber ins Vergnügen stürzen konnten, mussten wir uns erst einmal auf der Bundesstraße bis kurz vor St. Moritz quälen. Eine Qual war es vor allem wegen der vielen Baustellen. Die 54 km bis St. Moritz dauerten etwas mehr als eine Stunde. Danach ging es wieder über den Berninapass und den Forcola nach Livigno. Tanken und ein wenig einkaufen standen natürlich im zollfreien Gebiet wieder auf dem Programm. Danach wurde es ernst 🙂 ! Wir verließen Livigno in Richtung Bormio. Auf der Strecke kamen mir Erinnerungen an die erste Ausfahrt 2001, wieviel Sch… ich damals hatte und wie schwierig ich die Tour damals fand. Inzwischen hat sich das alles relativiert, mit der heutigen Fahrpraxis gehe ich doch deutlich entspannter an solche Herausforderungen heran. Heike hatte im bisherigen Verlauf auch gezeigt, dass ihr Kehren keine besonderen Schwierigkeiten bereiten.
Am kitzligsten wurde es wieder in den 3 Tunneln an der Westrampe, denn hier trifft deutsches Verhalten auf italienische Lebensart :-). Stopps mittem im Tunnel, rückwärts fahren ohne in den Spiegel zu schauen, kurzes Hupen vor einer Kurve und ungebremst mit Höchtgeschwindigkeit weiter brettern – wir hatten wieder alles dabei. Trotzdem haben wir es gut überstanden.
Das Stifser Joch ist mit 2.757m der höchste Gebirgspass Italiens und soweit ich weiß, der zweithöchste asphaltierte Alpenpass überhaupt. Vor allem die Anfahrt von Bormio bietet eine gigantische wilde Landschaft, die 44 Spitzkehren machen die Fahrt zu einem Erlebnis. Auf der Passhöhe (wie auf dem Bild zu sehen wird ein wenig geschwindelt) herrscht ein reges Treiben. Biker mit und ohne Antrieb an ihrem Fahrzeug und auch zahlreiche Autotouristen sorgen für einen ziemlichen Menschenauflauf. Zahlreiche Souvenirläden und Imbissbuden machen das Stilser Joch zum „höchsten Rummelplatz Europas“. Da wir an diesem 18. August herrliches Wetter hatten, war der Andrang sehr groß …
Lange haben wir uns nicht aufgehalten und machten uns an die Abfahrt über die Ostseite. Das Bild unten zeigt einen kleinen Ausschnitt von der Strecke. Leider waren dieses Mal ein paar „fahrunfähige“ Autofahrer (einer hielt tatsächlich in jeder Kehre an, meist genau auf dem Scheitelpunkt!) unterwegs. Meinem Überholmanöver konnte Heike nicht folgen und so fuhr ich ein paar Kilometer allein. In Kehre 32 (auf einem Parkplatz natürlich), schon wieder weit unterhalb der Baumgrenze, habe ich auf sie gewartet und wir fuhren das letzte Stück wieder gemeinsam. Insgesamt sind es auf der östlichen Seite 48 Kehren.
Nach diesem Highlight quälten wir uns in dichtem Verkehr auf der italienischen SS40 wieder über den Reschenpass und nach Pfunds. Trotzdem ein toller Tag mit vielen Eindrücken. Insgesamt legten wir 256 km zurück, wobei wir 4.950 m Höhe gewannen. Für diese Strecke brauchten wir 8:23 h, reine Fahrzeit 5:44 h.